Frischer Wind für Emerenz Meier
Museum „Born in Schiefweg“ und das Umfeld entwickeln sich weiter – ILE Abteiland fördert Kosten aus dem Regionalbudget – weitere Kleinprojekte gesucht.
Das Emerenz-Meier-Haus in Schiefweg wurde schon vor Jahren aufwändig und wunderschön saniert, die Wirtschaft im Erdgeschoss öffnet in diesen Tagen wieder, und der initiierende Verein, der sich um das Haus und ums Auswanderer-Museum im Obergeschoss kümmert, ist schuldenfrei. Doch darauf wollen sich die Verantwortlichen nicht ausruhen: Die Vorstandschaft des Emerenz-Meier-Haus-Vereins plant, das Museum und das rückwärtige Gelände aufzuwerten und vielseitiger nutzbar zu machen. Mit zwei Ideen haben sich 1. Vorsitzender Karl Filsinger und seine Mitstreiter bei der ILE Abteiland um Fördergelder aus dem neu aufgelegten Regionalbudget des Amts für Ländliche Entwicklung beworben – und für beide Projekte den Zuschlag erhalten.
Mit dem Vorhaben „Wilde Balsamien“ will der Verein den bislang vorwiegend zum wilden Parken genutzten Platz hinter dem geschichtsträchtigen Haus stilllegen und eine Teilfläche so umgestalten, dass man dort bei Bedarf ein kleines Veranstaltungszelt aufbauen kann. Darüberhinaus ist geplant, mit dem örtlichen Gartenbauverein auf der restlichen Fläche ein naturnahes Fleckchen mit Blumenwiese, zwei Obstbäumen, heimischen Wildstauden sowie Totholz-, Stein- und Laubhaufen entstehen zu lassen. Nach der Auswahl-, Pflanz- und Anlegephase für die beiden Vereine insgesamt pflegeleicht, könnten hier beispielgebende Ideen für Artenvielfalt und Naturschutz im Garten ausprobiert und besichtigt werden. Der ungewöhnliche Projekttitel „Wilde Balsamien“ nimmt auf zwei Ebenen Bezug auf das gleichnamige Gedicht Emerenz Meiers: Zum einen wird damit auf die für die Dichterin so wesentliche bayerwaldlerische Natur angespielt – vielleicht blüht hier an einer schattigen, feuchten Stelle in ein paar Jahren dieses geheimnisvolle gelbe Springkraut wieder. Zum anderen wären in dem Veranstaltungszelt, abgeschirmt vom Verkehrslärm des Schiefweger Dorfplatzes, bei Lesungen, Gedichten, Kulturveranstaltungen auch die leiseren Töne der Dichterin und ihrer modernen Künstlerkollegen zu genießen.
Eine zusätzliche Reihe von Hochbeeten könnte die Wirtshausküche sowie engagierte„Gartler“ aus dem Dorf oder aus der Waldkirchner Gemeinschaftsunterkunft mit frischen Kräutern und Gemüse (selbst-) versorgen.
„Heimat – sie bleibt nicht, wie sie war“, so lautet der Titel des zweiten Kleinprojekts, das die EMH-Aktiven umsetzen wollen. Aus dem vor über zwei Jahrzehnten von ihnen zusammen getragenen Schiefweger Fundus von zeitgenössischen und historischen Fotos (Gebäude, Einwohner, Feste, Ereignisse und Situationen), versehen mit weiterführenden Informationen und digitalisiert, wollen sie ein neues, dann interaktives Museumsexponat konzipieren: Über einen Touch-Screen sollen Besucher in die Geschichte Schiefwegs eintauchen, Kontinuitäten nachvollziehen, Veränderungen erkennen und eigene Erinnerungen auffrischen können. Und weil es keine abgeschlossene Präsentation sein soll, entsteht zudem ein wiederkehrender Anlass für die Hiesigen, im Gespräch über das Vergangene und das Unveränderte das noch vorhandene Wissen, die dahinterliegenden ‚Gschichten’ samt eigenen alten Fotos beizusteuern und dem dörflichen Erinnern zugänglich zu machen.
Bei der engen Fertigstellungsbefristung bis September 2020 hat sich der EMH-Verein mit den beiden Projekten viel vorgenommen. Ob in Zeiten von Corona das auch zu schaffen ist, bleibt spannend bis zuletzt. Das dreiköpfige Entscheidungsgremium, das die ILE Abteiland in Kooperation mit ILE-Umsetzungsbegleiterin Dr. Ursula Diepolder einberufen hat, musste aber über diese Ideen nicht lange diskutieren. Untergriesbachs Bürgermeister Hermann Duschl, Helmuth Rührl, der 24 Jahre Bürgermeister von Breitenberg war, und der ehemalige Bürgermeister Walter Bermann von Neureichenau waren sich schnell einig, dass die beiden Projekte das bürgerschaftliche Engagement und die Öffentlichkeitsarbeit in Schiefweg stärken. Das Gremium, das im Rathaus Untergriesbach tagte, sagte zu, 80 Prozent der förderfähigen Nettokosten zu fördern. Gefördert werden in der ILE auch vier weitere Projekte: Die Aufwertung zweier Spielplätze sowie die Sanierung von Marterln und ein interaktives und mobiles Bilder-Buchmuseum in Wegscheid.
Es sind noch Gelder im Topf
„Privatpersonen und Vereine können zum 30. Mai und zum 30. Juni weitere Ideen einreichen“, betont ILE-Managerin Dr. Ursula Diepolder, die die Anfragen per E-Mail an info@buero-diepolder.de entgegen nimmt. Das vom Amt für Ländliche Entwicklung Niederbayern zur Verfügung gestellte Regionalbudget von 100.000 Euro für die ILE Abteiland sei noch nicht ausgeschöpft. Nachhaltige Projekte, die die Lebensverhältnisse der ländlichen Bevölkerung verbessern, den weiteren Zielen der ILE entsprechen und definitiv bis Ende September 2020 abgeschlossen werden, können mit bis zu 80 Prozent der Nettokosten bezuschusst werden. Maximal stehen 10.000 Euro Fördermittel pro Kleinprojekt bereit. Infos zu den Förderkriterien gibt es unter www.abteiland.de (Startseite, unter Aktuelles).